Forschung, Frauen, Förderung: Bundestagskandidatin Ricarda Lang (Bündnis 90/Die Grünen) zu Gast am fem

Forschung und Wissenschaft seien ja längst keine reinen Männerdomänen mehr, erläuterte Institutsleiter Dr. Andreas Zielonka in seiner Präsentation des Forschungsinstituts Edelmetalle + Metallchemie: "Wir haben am fem seit vielen Jahren einen hohen Frauenanteil und zwar auf allen Ebenen, von den Technikerinnen über unsere wissenschaftlichen und wissenschaftlich-technischen Mitarbeiterinnen bis zu den Abteilungsleiterinnen." Das wollte sein Gast Ricarda Lang, die nicht nur stellvertretende Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen ist und als Direktkandidatin im Wahlkreis Backnang-Schwäbisch Gmünd für den kommenden Bundestag kandidiert, sondern auch frauenpolitische Sprecherin ihrer Partei ist, natürlich genauer wissen: Wie gelingt es dem Forschungsinstitut, hochqualifizierte und motivierte Frauen nach Schwäbisch Gmünd zu bekommen, hat man dafür eine besondere Strategie? Eine große Strategie sei gar nicht nötig, antwortete Zielonka, es genüge, perfekte Rahmenbedingungen zu bieten. Dazu zählten der problemlose Wiedereinstieg nach der Elternzeit, sehr flexible Arbeitszeitmodelle und eine Institutskultur, in der die Vereinbarkeit von Beruf und Familie großgeschrieben wird. Das alles sei nötig, um Forscherinnen und Wissenschaftlerinnen langfristig ans Institut zu binden, denn ohne personelle Kontinuität sei es unmöglich, Erfahrung, Kompetenz und eingespielte Teams aufzubauen.
Ein gutes Beispiel dafür sei der Forschungsschwerpunkt Energietechnik, der in den letzten zehn Jahren in der Abteilung Elektrochemie aufgebaut wurde. Heidi Willing, die gemeinsam mit Dr. Seniz Sörgel die Abteilung leitet, gab Lang einen Überblick über die Arbeit an neuen, elektrochemisch hergestellten Oberflächen und Materialien, die z.B. in neuartigen Lithium-Schwefel-Batterien und in kompakten Brennstoffzellen für Fahrräder und Scooter zum Einsatz kommen sollen. "Unter den Gesichtspunkten Energiewende und grüne Industriepolitik sind das zweifelsohne sehr spannende und richtungsweisende Themen", so Ricarda Lang. Für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist es, so Willing, einerseits wichtig, bestehende Konzepte weiter zu optimieren, aber auch neue, innovative Ansätze aufzuzeigen. Und für diese Innovationen sei die Kooperation mit klein- und mittelständischen Unternehmen im Rahmen von öffentlich geförderten Forschungsprojekten von entscheidender Bedeutung. Institutsleiter Andreas Zielonka gab schließlich zu bedenken, dass der geforderte Technologietransfer in den Mittelstand ohne finanziell gut ausgestattete Förderprogramme nicht stattfinde. Glücklicherweise habe man in Deutschland mit der von der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) koordinierten Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) und dem Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) zwei bewährte und effiziente Systeme, die es weiterhin zu stärken gilt: "Wir haben am fem und in den Instituten der Innovationsallianz Baden-Württemberg viele hervorragend begutachtete Projekte, die nur deshalb nicht zum Zuge kommen, weil die Mittel fehlen." Sein Wunsch an Ricarda Lang und an den zukünftigen Bundestag: Eine wirtschaftsnahe und anwendungsorientierte Forschungspolitik, die neue Wege beschreitet, ohne die bestehenden, leistungsfähigen Instrumente zu verwerfen.
Bild: Ricarda Lang (Mitte) mit Heidi Willing und Dr. Andreas Zielonka